Schrottautos als Rohstofflieferanten

In den vergangenen 3 Jahrzehnten hat sich die Recycling-Branche zu einem bemerkenswerten Faktor im Produktionsprozess der Industrieländer entwickelt. Ein großer Teil der verwendeten Metalle stammt bereits aus recycelten Altprodukten und das Potenzial für eine weitere Steigerung der so gewonnenen Rohstoffmenge ist noch beträchtlich. In einer Zeit, in der nachhaltiges Wirtschaften, Schonung der natürlichen Ressourcen und Energieeinsparung immer stärker ins Bewusstsein der Menschen rücken, erscheint es sinnvoll, einige Fakten über die Thematik „Recycling“, auch über ihre Historie, näher zu beleuchten.

Als der ehemalige Bundesumweltminister, KlausTöpfer, Ende der 1980er Jahre das immer drängendere Problem der Entsorgung von Altautos anging, verband er mit seiner Initiative das ehrgeizige Ziel, bis zur Jahrtausendwende 50% der ausgemusterten Fahrzeuge dem Wiederverwertungs-Kreislauf zuzuführen. Die heute gültige und vormals sehr umstrittene Bestimmung (Altfahrzeugverordnung),  Autohersteller zu verpflichten, Altfahrzeuge der eigenen Marke am Ende ihres Gebrauchs zurücknehmen, stammt aus dieser Zeit. Die prognostizierten, daraus sich ergebenden Preissteigerungen auf allen Ebenen, die letztlich die Autofahrer selbst würden aufbringen müssen, wurden durch die Marktmechanismen praktisch egalisiert.

 

Wie ist die Lage in Deutschland nun insgesamt? Wir sind auch Weltmeister in der Mülltrennung    - ob leeres Tablettenröllchen, Joghurtbecher, ob leere Glasflasche oder Konservendose, ob alte Zeitschrift oder Verpackungskarton, alles wird fein säuberlich separiert und der sortengerechten Verwertung zugeführt. Dennoch: Nur etwa 30% des normalen Müllaufkommens wird hierzulande recycelt, der Rest geht nach wir vor hauptsächlich in die „thermische Verwertung“, wird also verbrannt. Diese Situation ist durchaus nicht befriedigend und man ist seitens der Politik und der Wirtschaft  um Optimierung bemüht, hat also insoweit die Zeichen der Zeit erkannt.

 

Der Stand der Dinge speziell beim Auto-Recycling ist gleichfalls nicht in jeder Hinsicht zufriedenstellend. Manche Schätzungen gehen davon aus, dass bis zu 80% der in Deutschland  aus dem Verkehr gezogenen Kraftfahrzeuge nicht wiederverwertet werden, sondern in den Export gehen. Vor allem aus ökologischen Gründen wäre hier eine Trendwende wünschenswert.

Was geschieht mit dem Altauto?

Wie sind nun die entsprechenden Fahrzeuge zu kategorisieren? Unfallbeschädigte, nicht mehr verkehrssichere, defekte Autos, deren Reparatur sich nicht mehr lohnt, übernimmt normalerweise eine Autoverwertungsfirma, wie beispielsweise in unserem Bereich die Autoverwertung Bonn. Nach der Begutachtung und anschließender Erstellung des Entsorgungsnachweises werden nach Maßgabe der  Altfahrzeugverordnung die Batterie und alle im Fahrzeug enthaltenen Flüssigkeiten entfernt und getrennt sachgerecht entsorgt. Noch gebrauchsfähige Teile im Motor- und Getriebebereich sowie im Innenraum baut man aus,  sie gehen in den Gebrauchtteilemarkt, welcher inzwischen ein bedeutendes Segment des Kraftfahrzeugzubehörhandels darstellt. Die entkernten, demontierten Fahrzeugwracks führt man danach einer Presse zwecks Verdichtung zu und vereinfacht dadurch auch den Transport zu einem der mehr als 60 in Deutschland ansässigen Schredderbetriebe. Nach aufwändigen Verfahren innerhalb und in Folge dieses Prozesses zum Zwecke der Fraktionierung der verschiedenen Metalle können die gewonnenen Rohstoffe der Weiterverarbeitung zugeführt werden, wobei die extrahierte Menge Eisens die anderer Metalle um ein Vielfaches übersteigt. Dieser Sekundärrohstoff deckt bereits die Hälfte des in der Stahlindustrie benötigten Materials. 

 

Besondere Beachtung in einem modernen Fahrzeug verdienen die Katalysatoren, vor deren Einführung es bezüglich der Kosten ursprünglich ebenfalls lebhafte Kontroversen gegeben hatte und deren Funktion sich inzwischen messbar auf Lebensqualität und Gesundheit der Menschen ausgewirkt hat. In diesem in der Auspuffanlage integriertem Teil sind nichts Geringeres als die Edelmetalle Platin und Rhodium verbaut, die seit langem nahezu komplett wiederverwendet werden. 

 

Erschwert wird ein effizienteres Recycling durch die Vielfalt der verwendeten Materialien: Wenn man von 100 Kilo verbautem Kunststoff pro PKW ausgeht, so handelt es sich nicht selten um nicht weniger als 20 völlig unterschiedliche Arten. Auch der immer aufwändigere spezielle Einbau komplizierter Elektronik erschwert die Weiterverwendung in Fahrzeugen nachfolgender Modellreihen.

Einige Fakten und der Versuch einer Schlussfolgerung

Es erscheint interessant, in diesem Zusammenhang einige Zahlen zu nennen: Das Umweltbundesamt beziffert die Zahl der endgültigen Stilllegungen für das Jahr 2014 auf 2,86 Millionen, davon werden 512.163 als Altfahrzeuge eingestuft. Wenn nun von 1,49 Millionen nachgewiesener Exportmenge plus einer angemessenen nicht bezifferbaren Zuschätzung nicht belegter Ausfuhren ausgegangen wird, wird man mit der bemerkenswerten Tatsache konfrontiert, dass der Verbleib von etwa 500.000 abgemeldeten Fahrzeugen unklar ist.

 

Gemäß der  Abfallverbringungsverordnung und der Basel Konvention gelten Altfahrzeuge als gefährliche Abfälle, die Ausfuhr ist daher nur in Länder gestattet, die der OECD angehören. Es ist dennoch eine durchaus beklagenswerte Realität, dass ein großes Kontingent sicherheitstechnisch und in ökologischer Hinsicht nach hiesigen Maßstäben nicht mehr akzeptabler Fahrzeuge beispielsweise in Afrika landen, wo sie nach entsprechender Behandlung oft noch jahrelang gefahren werden, da eine technische Überwachung – wie der deutsche TÜV – nicht vorhanden ist. Aus den bereits genannten Sicherheits- und Umweltgründen sollte man diese Handhabung in jedem Fall in Frage stellen.

 

Es hat sich in Sachen Recycling viel getan in den letzten Jahrzehnten seit Töpfers Initiative. Viele damals revolutionär anmutende Neuerungen sind heute längst bewährte Realität. Dennoch gibt es keinen Grund, sich in Selbstzufriedenheit zu ergehen, denn es gibt noch viel zu tun in Sachen Müllreduzierung und Wiederverwertung im Sinne eines nachhaltigen Wirtschaftens. Die potenziellen Folgen anhaltender Ignoranz könnten sonst durchaus dramatisch werden.